Das grosse Welttheater 2010

 

Flyer:

Stück und Musik

Unser diesjähriges Stück hat eine lange Geschichte.

 Calderon, Das grosse Welttheater, 1635

Um 1635, zur Zeit der Gegenreformation, schrieb Pédro Calderon de la Barca ein Spiel über Leben und Tod, arm und reich, Schuld und das Ende der Welt.
Er nannte es "Das grosse Welttheater", denn er sah die Welt als Bühne, auf der die Menschen Rollen spielen, die ihnen von Gott bzw. vom Autor zugeteilt worden sind.
Das Theater ist hier zur Metapher des Lebens geworden.
"Die Bretter, die die Welt bedeuten" sind seither ein fester Begriff. Am Ende des Stücks können alle aufatmen,

die Welt ging unter aber nur im Spiel auf der Bühne.

Calderons Stück wurde als Fronleichnamsspiel auf einem Theaterkarren aufgeführt, die Schauspieler zogen mit ihm über Land, von Marktplatz zu Marktplatz und riefen die Menschen zur Umkehr auf.

 Hürlimann, Das Einsiedler Welttheater 2007

Für das Jahr 2007 erhielt Thomas Hürlimann den Auftrag das Stück von Calderon für die grosse Freilichtaufführung vor dem Kloster Einsiedeln zu bearbeiten.

Die Rollen der Menschen bleiben dieselben: der König, der Bauer, die Reiche, die Schönheit, die Bettlerin, die Weisheit,
das Kind und die Welt.
Der Endwind, der von Szene zu Szene stärker bläst,
kündigt den Untergang an.
Die Menschen hätten die Möglichkeit, sich neu zu orientieren, anders zu handeln, aber sie tun es nicht.
Sie wollen Geld machen, sie ertränken ihr Elend im Wein, sind Krankheit und Armut ausgeliefert.
Macht, Profitgier und Eitelkeit, Alkohol und Hoffnungs­losigkeit nageln sie fest.
Die Welt geht unter, wie schon bei Calderon.
Doch bei Hürlimann spielt nun die Skrupellosigkeit der Menschen eine grosse Rolle.
Sie wollen aus dem Wind, der die Welt zerstört, Energie gewinnen, um reich zu werden.
Der Wind ist stärker, er zerstört die Welt.

Alles scheint verloren, doch am Ende bleibt die Liebe.
Männer und Frauen finden zusammen
und erzählen einander ihre Liebesgeschichten.
Und es bleibt die befreiende Erfahrung:
das hier ist alles Theater, nur Theater, 
es ist das grosse Welttheater.

Welttheater 2010 in Zürich

Im Einsiedler Welttheater spielte das Kloster eine wichtige Rolle, als Kulisse, als Legende, als Wallfahrtsort.
Das Kloster wird im Stück kritisch und manchmal spöttisch zum Thema.

Die neue Fassung von Folma Hoesch spielt in Zürich,
im Schatten des Grossmünsters.
Die Leute heissen nicht mehr Kälin, sondern Zürcher, der Hauptbahnhof brennt und vom Paradeplatz heulen die Sirenen.
Die Windrotoren hängen an den Kirchentürmen.
Und wir verspotten uns selber.

 Sprache und Musik

Hürlimann hat die barocke Sprache in die Gegenwart übersetzt. Dialekt und Schriftsprache wechseln ab, manchmal mitten im Satz. Englisch, Spanisch, Latein sind eingestreut.
Kurze Verse, präzise Rhythmen, Sprachwitz und Sprachenvielfalt.

Sieben Szenen, die wie in einem Kaleidoskop
am Zuschauer vorbeiziehen.
Musik und Klänge untermalen sie und rahmen sie ein.
Der Wind wird hörbar und körperlich spürbar.
Das muss ein Erlebnis werden.
Hürlimann schrieb uns aus Berlin zur Überarbeitung:
Eben von einer Reise durch die Schweiz zurück, fand ich Ihre Fassung des Welttheaters vor
und habe sie sofort gelesen - mit Freude.
Ich gratuliere Ihnen zu einer in sich stimmigen Übertragung
ins Unterland.
Sie treffen den Stil.

Zwei sehr innovative Musiker werden die Aufführung mit einer neuen Art Klangteppich unterlegen und ausgestalten.

Doris Roduner sagt über sich: Klänge und Musik sind seit meiner Kindheit meine Faszination.
Mit Kindern und Erwachsenen kann ich die Wirkung der Musik erleben. Instrumente haben mich so sehr interessiert, dass ich Geigenbau lernte und mich jetzt mit Therapieinstrumenten befasse. Musik machte ich immer wieder bei Projekten,
oft mit Andreas Kleindienst zusammen.

Andreas Kleindienst, Stein-Bildhauer, Gestalter und Klangtüftler: Musik, Klänge haben mich immer begleitet.
Bin als Liedermacher durch die Lande gezogen, ist lange her.
Heute fasziniert mich der obertonreiche Klang,
und ich baue Instrumente dazu.
Auf Klangreisen mit Doris Roduner lassen sich innere Klangbilderfolgen nach aussen tragen und hörbar machen.
Mein Beitrag an die Erde, sie farbiger und klangvoller zu gestalten.

"KLANG - MAGIE"


www.klangwerkstatt.info


Aufführungen: in der Helferei

Freitag        22. Oktober 2010   20.00 Uhr
Samstag      23. Oktober 2010   20.00 Uhr
Sonntag      24. Oktober 2010   17.00 Uhr
Mittwoch     27. Oktober 2010   20.00 Uhr
Donnerstag  28. Oktober 2010   20.00 Uhr
Freitag        29. Oktober 2010   20.00 Uhr
Samstag     30. Oktober 2010   20.00 Uhr
Sonntag      31. Oktober 2010   17.00 Uhr


Mitwirkende:

Die Welt
Der Bauer
Die Schönheit
Die Reiche
Der König
Die Bettlerin
Der Kluge
Die Kinder
Die Frauen
Die Männer














.